Kinder lernen von Natur aus gerne

 

Wenn Kinder ihr Potential nicht ausleben können, beobachte ich oft, dass sie sich selbst durch außergewöhnliche Anpassungsleistungen einengen und behindern.

 

Anpassung meint, dass Kinder schon früh für Ausgleich sorgen, indem sie einschneidende Lebenserfahrungen (z.B. Geburtskomplikationen, Klinikaufenthalte, Trennung von den Eltern, Verluste,…) und Konfliktmuster ausgleichen müssen, um mit ihrem Stress zurechtzukommen. Nicht selten kommt dazu, dass Kinder Leid und Kummer in ihrer Familie mittragen und sich dann nicht erlauben, hemmungslos erfolgreich und unbeschwert glücklich zu sein.

 

Aufgrund ihrer Unerfahrenheit sind sie noch nicht in der Lage, diese schwierigen Lebenserfahrungen angemessen zuzuordnen und die Folgen zu begreifen. Weiterhin verfügen sie noch nicht über angemessene Bewältigungsstrategien, um Schwieriges im Frieden hinter sich zu lassen.

 

So kreist ihr Geist dann immer und immer wieder um diese Lebenserfahrungen, weil sie noch nicht bewältigt und abgeschlossen sind, und zwingt sie, sich unbewusst ständig damit zu befassen. Das lenkt einen mitunter beträchtlichen Teil ihrer Aufmerksamkeit ab und erzeugt nicht selten erhebliche Unruhe, die sich auf körperliche Weise ausdrückt, zumal sie auch noch nicht über die nötigen sprachlichen Mittel verfügen.

 

Lernschwäche (Konzentrationsstörungen, Lese-Rechtschreibschwäche, Dyskalkulie), Leistungsminderung, Sprechstörungen (Stottern, Poltern), unangemessenes Sozialverhalten, Aggressivität und psychosomatische Auffälligkeiten sind dann häufige Folgen und sollten als Hilfeschreie verstanden werden.

 

Alles, was Kindern dabei hilft, mit ihrem Druck irgendwie besser klar zu kommen, wird als Lösung empfunden: Rückzug in eigene Welten, Computerspiele, Chatten, Musik, Drogen, Fernsehen, Essen, Nichtessen, Erbrechen, Zwangshandlungen … Zuweilen staut sich die Hilflosigkeit dennoch auf und entlädt sich in Wutanfällen oder Resignation. Schule und das Lernenmüssen werden dann als Last erlebt, während Kinder ansonsten gerne lernen.

 

Weil Kinder noch nicht – so wie Erwachsene – über lange Zeit eingefahrene Bewältigungsmuster verfügen, wirken Veränderungsimpulse meist recht schnell, so wie ein umgelegter Schalter. So zeigen sie nicht nur eine erstaunliche körperliche Regenerationsfähigkeit, sondern erholen sich auch schnell von seelischen Belastungen. Sobald die zugrundeliegenden Themen im Beisein der Eltern aufgearbeitet wurden und vor allem der Stress damit aufgelöst wurde, beobachte ich regelmäßig, dass Kinder wieder über ihre gesamte Aufmerksamkeit und Konzentration verfügen, die sie für ihren Lerneifer nutzen können.